Montag, 9. Februar 2015

Heimweh im Erasmus Studium

Der Herr hat nämlich sein chinesisches Handy schon längst wieder durch sein altes französisches ersetzt. Schockiert habe ich gefragt, warum er denn so plötzlich abreise. Darauf meinte sie dann, sie wüsste es selbst nicht genau, denn er habe seinen kompletten Rückflug selbst organisiert, aber es habe wohl was mit Problemen in der Gastfamilie und Heimweh zu tun. An dieser Stelle möchte ich noch kurz sagen, dass diese besagte Gastfamilie schon Familie Nr. 3 für ihn ist.
Die Tatsache, dass er so kurz vorm Schluss sein Auslandsjahr abbricht, ist ja schon fragwürdig genug, aber dann sich so klamm und heimlich aus dem Staub zu machen, ohne seinen Freunden „Au revoir“ zu sagen, ist ja mal unglaublich. Während des Auslandsjahres hört man ja hin und wieder mal von Leuten die abgebrochen haben und gerade schön im Flugzeug nachhause sitzen und mir regal mooved couchtisch anschauen, doch dass es mal einer von uns sein wird, hätte ich nie gedacht. Ich kann mich noch an so viele Diskussionen erinnern, wo wir alle darüber gesprochen haben, unter welchen Umständen wir das Jahr abbrechen würden.
Nach jeder dieser Diskussionen waren wir uns alle einig, dass wir auf gar keinen Fall jemals abbrechen würden. Ich kann mich sogar noch daran erinnern wie wir letzten Monat bei Starbucks in „Guomao“ gesessen haben und uns bestimmt eine Stunde nur über eine Brasilianerin aufgeregt haben, welche angeblich aus folgendem Grund wieder heim geflogen ist: Sie war der Überzeugung, sie würde hier ihre Zeit verschwenden.
Dabei war es nur zu offensichtlich, dass sie einfach keine Integrationsfähigkeiten an der Uni Peking besaß und ihr Chinesisch schlicht und ergreifend zu schwierig war. Soweit ich mich erinnern kann, haben sich Pop und mein Franzose ganz besonders über dieses Mädchen pikiert… Aber ich will hier ja auch niemanden kritisieren, darf man hier ja eigentlich sowieso nicht, aber „Auf Wiedersehen“ hätte man ja schon sagen können.
Vor allen Dingen wie team 8 interior design in Anbetracht dessen, dass wir hier alle recht gute Freunde geworden sind, und man hätte meinen können, Tom könnte uns doch alles erzählen. Also haben Ximena und ich ihm heute eine leicht wütende E-Mail geschickt. Bin mal gespannt, was er drauf antwortet.
So, wenn wir schon einmal beim Thema Heimweh nach Bonn sind, kann ich auch gleich bei meinem eigenen Heimweh weitermachen. Das liebe Heimweh hat mich in letzter Zeit des Öfteren mal geplagt, besonders als mein lieber Cousin André, mit dem ich übrigens ganz viel Spaß hatte und ganz viel gegessen habe, nach seinem 5-Tägigen Aufenthalt in Peking wieder abgereist ist. Plötzlich war ich wieder ganz alleine in einem fernen Land und hab mir schrank roomscape couchtisch angeschaut. Doch auch wenn mich das Heimweh hat erkennen lassen, dass ich die beste Familie der ganzen Welt zuhause in Deutschland sitzen habe, so muss ich doch sagen, dass mir Peking und selbst meine verkorkste Gastfamilie ganz schön ans Herz gewachsen sind.